Walchsing. „Wer sind die Herren, die nach Kriestorf zurückkehrten?“, „ Was haben sich die Walchsinger aus Aldersbach für ihre Kirche ausgeliehen?“, „Was hat der hl. Michael gegen das Jesuskind?“ – Antworten auf all diese Fragen und weiteres Wissenswertes und Kurioses rund um die Kirchen St. Othmar in Kriestorf und St. Michael in Walchsing hat kürzlich Pfarrer Sebastian Wild gegeben.
Was als Idee während einer Klausurtagung aller Pfarrgemeinderäte des Pfarrverbandes Aldersbach im Kloster Schweiklberg begann, wurde nun zum dritten Mal in die Tat umgesetzt: Eine Führung durch die zum Pfarrverband gehörenden Kirchen. Den Anfang machten die Aldersbacher, gefolgt von der Pfarrei Pörndorf. Der bereits geplante Besuch der Kirchen in Kriestorf und Walchsing musste allerdings infolge der Corona Pandemie verschoben werden.
Nunmehr war es endlich soweit — und das Interesse war groß. Rund fünfzig Teilnehmer fanden sich zum Gottesdienst in Kriestorf ein. Im Anschluss erzählte Pfarrer Sebastian Wild aus der Kirchengeschichte dieses Kleinods. Die Kirche, die der Gemeinde Aldersbach gehört und die man nur über Privatgrund erreicht, wurde bereits 1159 erwähnt. Doch in der heutigen Form wurde sie Anfang des 16. Jahrhunderts gebaut und geweiht. Sie ist somit die älteste Kirche im Pfarrverband Aldersbach und vereint verschiedene Stilepochen in sich. Das von dem Edlen Michael Peer und den Brüdern Goder gestiftete Gotteshaus, ziert ein spätgotischer Flügelaltar, der als einer der schönsten Altäre dieser Art in Niederbayern gilt. Das fiel wohl auch im Jahre 1925 Dieben auf, die die kleinen Holzstatuetten des St. Stephanus, St. Johannes, St. Laurentius und St. Bernhard von Clairvaux stahlen. 2020 gab die Kriestorfer Dorfgemeinschaft deshalb eine Replik der Figuren in Auftrag, die nach ihrer feierlichen Weihe die Lücken im Altar schlossen.
Anschließend ging es von Kriestorf aus weiter nach Walchsing. Diese Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Auch sie vereint infolge diverser Erweiterungen und Restaurierungen verschiedene Stile. Zentrales Element ist hier ebenfalls der Hochaltar, der eigentlich in der Aldersbacher Klosterbibliothek stand und dauerhaft an Walchsing ausgeliehen wurde. Auf ihm steht der hl. Michael, der ursprünglich auf den zu seinen Füßen liegenden Drachenkopf einsticht. „Dummerweise wurde der Drachenkopf irgendwann so gut verwahrt , dass er seitdem unauffindbar ist. Seit dieser Zeit füllt ein Kreuz diese Lücke“, weiß Sebastian Wild. Alljährlich an Weihnachten wird eben jenes Kreuz durch die Statue eines Jesuskindes ausgetauscht, so dass am Fest der Liebe der Eindruck entsteht, der hl. Michael steche aus unerfindlichen Gründen auf dieses ein.
Mittlerweile hat aber die Kirchenverwaltung beschlossen, Abhilfe zu schaffen und den fehlenden Drachenkopf ersetzen zu lassen. Nach den kurzweiligen Führungen ging’s zum Beisammensein ins Walchsinger Wirtshaus. Man hatte sich so viel zu erzählen, dass es erst in den Nachtstunden wieder nach Hause ging.
Text: Brigitte Mörtlbauer-Ruhland